H“M“ – Der Heimaten Store

Das Konzept „Heimat“ wir immer inflationärer genutzt. Das finden wir problematisch. Deshalb kreierten wir den fiktiven H“M“- Concept Store, ein inszenierter Point-of-Sale. Wir haben überspitzte Heimatenprodukte angeboten, um diese Inflation darzustellen. Die Hamburger Folklore war die Basis dieser Produkte. Die Installation und Performance unterstrichen die problematische Fiktion rund um „Heimat“.

Meine Projektpartnerin Anneke Bartels und ich entwickelten den Fern-Ost-Friesentee inklusive Anleitung zur friesischen Teezeremonie als satirische Kritik an dem überhobenen Traditionsstolz für den Ostfriesentee.

Ein Tee wie Land und Leute

„In einer Landschaft zwischen Meer und Moor, Himmel und Horizont, liegt die Heimat des Ostfriesentees. Nichts schätzt man bei norddeutschem Schietwetter mehr als eine »lecker Koppke Tee mit Kluntje und Rohm«. Nur, wenn der Tee hinter unseren heimatlichen Deichen entsteht, mit Tees aus Indien, Java und Sumatra, ist es echter Ostfriesentee. Der Ostfriese – sind nicht auch wir Hamburger*innen Wahl-Ostfriesen? – nimmt sein heimatliches Getränk in der ur-ostfriesischen Teezeremonie zu sich. Den Anfang macht dabei der Kandis; eine Form des Zuckers, den schon die Araber im 9. Jahrhundert kannten. Getrunken wird aus dem traditionell-friesischen Teeservice mit indischblauem Muster, welches durch die Handelstätigkeit der niederländischen Ostindien-Kompanie in unsere Heimat Ostfriesland kam. Wahre nordische Genießerherzen wissen um das koloniale Geheimnis unserer heimatlichen Teezeremonie. Erfahren Sie, was es heißt, den wahren Norden zu schmecken – mit unserem Fernostfriesentee.“

Ostfriesentee wird vielerorts als „Das Ding“ der Norddeutschen angesehen. 2016 wurde die friesische Teezeremonie als UNESCO-Kulturerbe anerkannt. Dabei kennen viele die Herkunft dieses Tees nicht. Die Ursprünge des Tees liegen in der Kolonialzeit. Die holländische Handelskompanie brachte den Schwarztee aus ihren Kolonien zurück nach Europa. Der Schwarztee stammt aber aus Indien und wird bis heute noch dort angebaut, ohne garantierte Absicherung der örtlichen Arbeiter.  Als friesisch gilt der Tee nur, weil die Abmischung des Tees in Deutschland geschieht. Aber eigentlich ist er nur eine weitere Ausbildung des Neokolonialismus.

Finissage der Heimaten-Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Ein Projekt von Studierenden der HAW Hamburg, angeleitet von Stefan Setfanescu und Jan Vincent Dufke, kuratiert von Michael Annoff und Nuray Demir.